Glaubenszeugnis August 2024

#Anton Spiess

„Invalidentransport“ zur Gaskammer

 

 

„Arbeit oder Leiden – im Licht des Kreuzes Christi hat es Sinn für uns. Manchmal kann es sehr schwierig sein, das zu verstehen, aber dann können wir die große Verantwortung des Lebens ganz einfach fühlen. Unser Gebet vereint uns auf Erden mit dem Himmel.“ Das schrieb der Priester Edward Detkens, der im August 1942 ermordet wurde, in einer seiner letzten Notizen. 1903 war der am 14. Oktober 1885 in Mokotow in der Nähe von Warschau Geborene in das Metropolitanseminar in Warschau aufgenommen worden. 1908 empfing er die Priesterweihe und wurde Vikar in Żbikowo, einem Dorf in der Nähe, wo er den Bau einer neuen Kirche vorantrieb. 1920 nahm er als freiwilliger Kaplan am polnisch-sowjetischen Krieg teil. 1922 begann er ein Studium der katholischen Theologie und arbeitete daneben als Seelsorger für Studenten und Akademiker. Mit einem Kommilitonen gründete er die neue christliche Studentenbewegung „Iuventus Christiana“ sowie weitere Organisationen wie den akademischen Wohltätigkeitsverein „Hilfe dem Nächsten“ und die Kongregation Mariana.

 

Erstmals wurde Edward Detkens nach Kriegsbeginn am 4. Oktober 1939 von der Gestapo verhaftet, kam aber im Februar 1940 wieder frei. Sieben Monate später war er wieder in Haft, diesmal zunächst im KZ Sachsenhausen und dann, ab Anfang Oktober 1941, in Dachau. Dort versuchte er in 36 Briefen Kontakt mit seiner „akademischen Familie“ zu halten. Die schwere körperliche Arbeit konnte er im Sommer 1942 nicht mehr ertragen und wurde als „Invalide“ ausgesondert. Solchen Häftlingen wurde oft gesagt, sie kämen in ein Lager mit besseren Haftbedingungen. Jeder in Dachau wusste aber, was Invalidentransport bedeutete: Es ging nach Schloss Hartheim bei Linz, in eine Tötungsanstalt, in der bis Kriegsende rund 30 000 Menschen durch Kohlenmonoxid ermordet wurden. Edward Detkens wusste deshalb genau, dass sein letzter Gang gekommen war. Er trat den Transport mit einem Gebet auf den Lippen an, wie ein Zeuge berichtete: „Mit Dir, Christus, werde ich den Kreuzweg gehen. Das Kreuz bringt mich näher zu Dir. Gib mir die Gnade, durch Dein heiliges Leiden auch meinen Todesschmerz in der Gaskammer zu überwinden.“

 

In einem Brief vom 5. Juli 1942 hatte er nach Polen geschrieben: „Der Weg und das Geheimnis des Kreuzes … wird für uns der große Trost und die tiefe Lehre: Das Kreuz ist schwer, aber Christus geht vor und hilft jedem, sein Kreuz zu tragen. Würdig werden wir es tragen! Der Soldat Christi zeigt sich tapfer und gehorsam seinem göttlichen Führer“. Ob der 66jährige Hartheim wirklich erreichte, ist nicht bekannt. Es kam auch vor, dass „Invaliden“ bereits unterwegs umgebracht wurden. Am 13. Juni 1999 wurde Edward Detkens mit weiteren 107 Märtyrern der polnischen Opfer des Nationalsozialismus in Warschau seliggesprochen.

 

Klemens Hogen-Ostlender

 

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